WNBL: Auf dem Boden der Tatsachen gelandet
Gegen München finden die u18-Mädchen zu selten zum eigenen Spiel und bekommen vom Gegner mit Titelambitionen die Lederhosen angezogen

Dass die blutjungen Freiburgerinnen trotz mangelnder Erfahrung Basketball spielen können, scheint nach dem blitzsauberen 4:0-Start in die WNBL-Saison nicht ganz spurlos am Rest der Liga vorbeigegangen zu sein. Zumindest war der Respekt bei den Gegnerinnen der TS Jahn München groß genug, um in Vorbereitung auf das Topspiel der Gruppe Süd die gesamte Klaviatur der Möglichkeiten zu bespielen. Nach einem mehrtägigen Trainingslager in Kroatien unter der Woche waren die Münchnerinnen tags zuvor nach Freiburg gereist und residierten über Nacht im Hotel.
Nachdem im Coaches-Chat der drei Freiburger Bundesligateams am frühen Sonntag Morgen die Hiobsbotschaft des vorigen Abends aus Wasserburg bestätigt wurde, und Leistungsträgerin Fredi Askamp verletzungsbedingt nicht auflaufen würde können, stand fest, dass gegen die favorisierten Münchnerinnen so einiges zusammenlaufen müsste, um die Alters- und Erfahrungslücke zu schließen.
Mit zu viel Respekt vor der Münchner Zonenpresse starteten die Freiburgerinnen ins Spiel, sodass beim Stand von 2:8 und 4 schnellen Ballverlusten nach etwas über drei gespielten Minuten die erste Besprechung von Nöten war. Vor allem Karla Paradzik spielte fortan sehr aggressiv und signalisierte ihrer Mannschaft, dass sie mal so gar nicht damit einverstanden war, das Spiel kampflos abzuschenken. Per Buzzer-Beater stellte sie nach kurzzeitig zweistelligem Rückstand den Anschluss wieder her - 16:20 hieß es nach dem ersten Viertel. Das zweite Viertel war eines zum Vergessen: Defensiv bekam Freiburg keinen Zugriff in der 1-gegen-1 Verteidigung, kommunizierte abseits des Balls nicht miteinander und vergaß nach kassiertem Score, den Ball schnell einzuwerfen, um den Gegenangriff einzuleiten. Stattdessen mühte man sich also im offensiven Halbfeld ab, wo die Zuschauer den Eindruck gewannen, dass fast jeder Pass automatisch in einem Ballverlust und Korbleger auf der anderen Seite resultierte, weil die Adressatin sich nicht so recht traute, dem Ball mit der letzten Konsequenz entgegenzugehen. 19 Turnover und eine Hypothek von 18 Punkten zur Halbzeit waren die Quittung für das deutlich zu schüchterne Auftreten.
Die Haltung sollte in Halbzeit zwei eine andere sein und tatsächlich - deutlich verbessert wirkte die Körpersprache und -spannung der jungen Eisvögel in den Anfangsminuten des dritten Viertels. Zwei Gierlich-Dreier befeuerten einen 10:2-Lauf zum Start des zweiten Durchgangs und beim Stand von 38:50 zwei Minuten vor Ende des dritten Abschnitts bekam man das Gefühl, dass der zarte Glaube an ein offenes Spiel in die Mannschaft zurückgekehrt war. Wie eine Nadel, die man in einen Ballon sticht, machte folgende Sequenz das Freiburger Selbstbewusstsein wieder zu Nichte: Dreier München - Turnover Freiburg - Korbleger München - Turnover Freiburg - Offensivrebound und Korbleger München - Fehlwurf Freiburg - Korbleger München. 38:59. Ende drittes Viertel.
Nachdem während der ersten Minuten des letzten Spielabschnitts schnell zu erkennen war, dass nach dem Zweitliga- und u16-Spiel Tags zuvor keine Energiereserven für ein weiteres Aufbäumen übrig waren, durften noch einmal alle Spielerinnen Minuten sammeln, was Carla Christ umgehend nutzte, um kurz nach ihrer Einwechslung einen rotzfrechen Dreier zu versenken. Zum Spielende stand eine auch in der Höhe gerechtfertigte 46:74-Niederlage aus Sicht der Gastgeberinnen zu Buche und die Münchnerinnen feierten zu griechischer Sirtaki-Musik ausgelassen tanzend ihre anhaltende Siegesserie. In insgesamt 132 Spielminuten, die nicht von Karla Paradzik oder Lara Gierlich absolviert wurden, kamen die jungen Eisvögel kollektiv auf gerade einmal 8 Punkte. Zu wenig Unterstützung, um einem Team mit Titelambitionen gefährlich werden zu können.
Nun gilt es zunächst, gesund zu werden und im Training die nächsten Schritte zu gehen, um zum Rückrundenauftakt im Derby gegen den MTV Stuttgart den zweiten Tabellenplatz zu behaupten. Weiter - immer weiter.
Für Freiburg spielten: Paradzik (24 Pts, 4 Ass, 4 Reb, 3 Blk), Gierlich (14 Pts, 7 Reb, 4 Blk), Carla Christ (3 Pts), Kohn (3 Pts), Schmitt (2 Pts), Ida Christ, Faram, Fingerle, Hadzidedić (6 Reb), Mbah (13 Reb, 5 Blk), Pingpoh.









